Ich habe in den letzten fünf Jahren einfach mega viel gelernt und viele krasse Leute kennengelernt und sehr viel ausprobiert, auch musikalisch. Und mir war das dann irgendwann immer mehr ein Anliegen zu sagen: Okay, ich will selber auch Dinge sagen, und ich will selber Dinge ausdrücken.
— Llucid

Llucid trat zum ersten Mal an der Seite der Sängerin und Songwirterin Madanii bei Unsigned in Erscheinung. Seit einiger Zeit ist er solo unterwegs - und bei Grönland Records unter Vertrag. Zeit für ein Update, eine Livesession im Radio und den feierlichen Rausschmiss aus Fritz Unsigned.


Christoph Schrag Hinter Llucid verbirgt sich Lukas Herwig. Wir hatten das erste Mal das Vergnügen, glaube ich, 2017. Damals an der Seite von Madanii. Ihr wart auf der Popakademie, seid hierher gekommen und habt euren Sound vorgestellt. Seitdem ist wirklich eine ganze Menge passiert. Unter anderem hast du jetzt einen Plattenvertrag bei Grönland. Erzähl mal wie das alles kam.

Llucid Es ist ein langer Weg auf jeden Fall gewesen. Schlussendlich ist es so passiert, dass ich mit einer Sängerin ein Feature gemacht hatte, und sie ist dort gesignt. Und dann haben wir noch ein Feature gemacht, und die hatten auch Bock drauf. Und dann war ich irgendwann an dem Punkt, wo wir echt viele Labels abgeklappert hatten und dann hat es einfach gezündet. Ich habe vor anderthalb Jahren Samy Deluxe kennengelernt und über ihn sein Manager und mit ihm hatte ich dann total viel versucht. Er hatte mich vielen Labels vorgestellt und so. Und die waren halt alle so: “Englischsprachige Rap Musik aus Deutschland…”

Christoph Schrag “…wer will das hören?” - Ist das jetzt Schubladendenken, oder ist das einfach Erfahrung? Was eben funktioniert und läuft? 

Llucid Beides wahrscheinlich irgendwie. Es ist ja auf jeden Fall einfach anscheinend nicht der Markt dafür. Die Deutschen hören ja auch nicht so gerne auf Texte. Also statistisch gesehen habe ich mal gelesen. Aber ich bin jetzt sehr sehr sehr happy da zu sein. Das ist super cooles Team und alles einen super Support und haben einfach Bock auf Mucke. 

Christoph Schrag Du hast mit Samy Deluxe auch schon produziert, glaube ich. Das heißt also auch, da waren auch schon Kontakte in die Musikindustrie da. Aber gezündet hat es jetzt erst bei Grönland. Was hat sich denn jetzt für dich verändert? In der Arbeit von einem Unsigned Act - der ja alles mehr oder weniger selber macht - zu einem Künstler, der jetzt auf einem Label gesigned ist.

Llucid Tatsächlich gar nicht so viel - gefühlt. Also ich habe Ende des Jahres gesigned und war davor auch immer schon sehr Indie. Also mit Madanii war das ja auch echt immer eine Indie Geschichte, obwohl wir auch gesigned waren, dann irgendwann. Aber man macht trotzdem viel selber. Also sprich Musikvideos organisiert man selber. Ich produziere meine Musik selber. Ich versuche mir irgendwie selber mein Netzwerk aufzubauen und habe jetzt mittlerweile zum Glück halt Unterstützung im Management und dann Label-seitig. Und es ist einfach super cool zu wissen, dass man dann auch mal ein kleines Budget hat, um Video drehen zu können. Oder halt, dass irgendjemand da ist, der oder die Blogs bemustert und Radio bemustert und so Sachen. Das ist natürlich auch was, was man selber nie leisten könnte. 

Christoph Schrag Du hast eine Platte produziert jetzt. Wir haben gerade schon einen Track davon gehört. Gleich kommen noch zwei weitere bzw. drei weitere live. Was ist der rote Faden für dich auf dieser EP, die so ein bisschen auch ein Debüt ist? 

Llucid Der rote Faden ist tatsächlich so ein bisschen die Entwicklung des Projektes und auch meiner Person. Also ich habe in den letzten fünf Jahren einfach mega viel gelernt und viele krasse Leute kennengelernt und sehr viel ausprobiert, auch musikalisch. Und mir war das dann irgendwann immer mehr ein Anliegen zu sagen: Okay, ich will selber auch Dinge sagen, und ich will selber irgendwie Dinge ausdrücken. Und da geht es viel um Dinge, wo ich mir den Kopf darüber zerbreche und die, die ich irgendwie ganz gut in Texten dann eher ausdrücken kann. Und daher geht es viel um… In “Fool” geht es zum Beispiel um Panic Attacks und Anxieties, mit denen ich zu kämpfen hatte, oder in Levitate geht es viel darum, dass man sich bei Social Media sehr schnell davon abhängig machen kann, sich mit anderen zu vergleichen. Es ist viel so nach Innen reinschauen, was geht eigentlich grade bei mir ab und how can I deal with this? 

Christoph Schrag Und das machst du auf Englisch. Ich nehme mal an, weil Dich einfach der Sound zeckt. Oder fühlst du dich einfach besser ausgesprochen auf Englisch? 

Mein Haupt-Einfluss ist tatsächlich amerikanische Musik. Sei es Kendrick Lamar oder Cole oder was auch immer. Und ich habe seit ich Kind bin, also auch wenn es damals kein Rap war, aber immer internationale Mucke gehört. Das fand ich irgendwie immer cool und hatte dann dementsprechend auch immer die Ambition, selber auch international zu klingen.
— Llucid

Llucid Ich glaube es sind wahrscheinlich viele Sachen, die ineinandergreifen. Also mein Haupt-Einfluss ist tatsächlich so amerikanische Musik muss ich einfach sagen. Sei es Kendrick Lamar oder Cole oder was auch immer. Und habe seit ich Kind bin, also auch wenn es damals kein Rap war, aber immer irgendwie so internationale Mucke gehört. Das fand ich irgendwie immer cool und hatte dann dementsprechend auch immer die Ambition, selber auch international zu klingen. Und abgesehen davon ist es vielleicht auch ein bisschen befreiend, weil es einen noch ein bisschen mehr von der Persona, die man ist, befreit, weil man natürlich immer Deutsch spricht und man hat irgendwie das Gefühl, man kann vielleicht, wenn man auf einer anderen Sprache spricht, so ein bisschen mehr sich davon befreien, wie man eigentlich ist, weil man natürlich auch seine Redewendungen hat und seinen Sprachgebrauch und so. 

Christoph Schrag Und du kannst natürlich überall touren und hast praktisch nicht das Problem, dass Du irgendwie dann eine Sprachbarriere erst mal knacken musst. Ist das auch schon konkret geplant? Weil, der Sound… ich meine mal ganz ehrlich, das klingt nicht, als wäre es aus Deutschland, sondern es klingt. Es kann sich problemlos einfügen in den amerikanischen Markt oder den englischen Markt.

Llucid Also ich habe da super super Bock drauf. Ich meine, es ist halt klar, die letzten zwei, drei Jahre waren live technisch ein bisschen mau. Es ist jetzt eine kleine Tour geplant in Deutschland als Support für Louis Hill und ja, sonst erst mal wieder anfangen zu spielen und über alles freuen, was so reinkommt.

Christoph Schrag Deine aktuelle EP ist draußen, heißt “Getting In Touch”: Wie gehts jetzt weiter für Dich als nächstes?

Llucid Ich arbeite an meiner zweiten EP. Ich bin noch so ein bisschen am Sammeln, aber es kommen jetzt erst noch zwei Features raus.

Christoph Schrag Lukas alias LLUCID. Vielen vielen Dank fürs Kommen.