Bella Reed – Karaoke vorm Fernseher
Ihre Stimme hat Bella Reed mit SingStar entdeckt. Hat ihr die Cousine geschenkt, als sie noch ein Kind war. Klang erst noch nicht so irre, meint sie heute. Aber war ihr damals egal. Zum Glück.
“Und dann stand ich seitdem jeden Tag vor meinem Fernseher und hab die ganzen 80s, 90s hoch und runter gesungen.”
Erst in der Schule kam Kritik. Von manchen Mitschülern. Das hat sie nicht immer kalt gelassen. Aber es hat sie auch angespornt.
“Wenn ich nicht geweint hab, weil es mich verletzt hat, dann hab ich einfach einen Song darüber geschrieben, dass mich das verletzt hat. Und dann ging es weiter. Ich hab’s mir zu Herzen genommen, aber es hat mich jetzt auch nicht gehindert, das weiterzumachen. ”
Bella Reed ist in Hamburg geboren, und dann aber in einem kleinen Ort in Bayern, südlich von München, aufgewachsen. Sie wollte unbedingt singen, hat Gesangsunterricht genommen, aber mit falscher Technik geübt. Mit 14 hat sie richtig Stimmprobleme bekommen. Stimmknötchen und Schwellungen waren die Folge. Ärzte haben ihr damals gesagt, professionelle Sängerin könne sie damit nicht mehr werden. Teil der Therapie war: Nicht singen.
“Das hat mir halt der Arzt damals gesagt, meine Mutter war dann natürlich auch over caring was das angeht. Und ich bin dann, wenn ich’s gar nicht aushalten konnte, in unseren Keller runter und hab heimlich gesungen und hab mir dann immer nur so ein oder zwei Lieder erlaubt, weil ich selber Angst hatte, dass ich nicht mehr singen kann. Aber das war für mich so mein richtiges Ventil, vor allem in der Jugend. Ich hab nie mit anderen Leuten über meine Probleme geredet, sondern ich hab das alles über die Musik verarbeitet und wenn dir das dann genommen wird und du das eigentlich nicht machen darfst, dann... platzt man halt irgendwann.”
Heimlich üben!
Reed reagierte darauf mit heimlichen Gesangssessions im Keller ihres bayerischen Elternhauses und einer professionellen Stimmausbildung in Hamburg. Heute sieht sie die Angelegenheit nüchtern: „Hat meiner Stimme eben einen speziellen Sound gegeben.“
Ihren eigenen Stil fand Reed nicht etwa in Deutschland, sondern überraschenderweise in Los Angeles. Nach dem Studium an der Hamburger BIMM-Musikhochschule reiste sie nach Kalifornien, wo sie begann, auf Deutsch statt Englisch zu schreiben. „Ausgerechnet in L.A. habe ich herausgefunden, was eigentlich meine Geschichten sind“, fasst sie trocken zusammen.
Bella Reed im Interview bei Fritz Unsigned
Wo die Reise hingeht…
Hamburg ist derzeit ihr Wohnort, Berlin könnte folgen – wenn nicht zuvor ein emotionales Wiedersehen mit ihrem Hund aus Bayern anstünde, der bald in ihre neue Wohnung einzieht.
Ihre Songs wie „Frühling“ und „Vincent“ wirken authentisch, ohne sentimental zu werden. Dass sie ihre Stimme einst fast verlor, lässt Reed heute lediglich mit einem lakonischen Schulterzucken zurück: Hindernisse gibt es eben immer, und Geschichten entstehen genau daraus. Alles Weitere ergibt sich.
Bella Reed bei Fritz Unsigned - Audio: